Am 11.10, von 11.00 bis um 14.00 Uhr erwarten wir alle Freunde der Rock Musik in Bozen auf dem Musterplatz.

Freier Weißwein und Bier für alle!

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Wie kommt es zum Frock?

1. Situation Rockmusik
Junge Musiker befinden sich in Südtirol in einer absurden Situation. Zum einen sind die Bürokratie und die Gesetzgebung so wirklichkeitsfremd und kulturfeindlich wie wohl nirgends auf der Welt. Zum anderen wird Rockmusik in diesem Land immer noch nicht als Kulturbeitrag gesehen, sondern als lärmende und lästige Störquelle, die es mit allen Mittel einzugrenzen, zu limitieren und dann Rand zu drängen gilt.

Der Rockmusik andererseits fehlt die Lobby, fehlt die Interessensvertretung, die sich endlich stark macht, damit auch in diesem Land die jungen Musiker ein würdiges und normales Musikerdasein fristen können.
Die Landespolitik tut nichts um junge Menschen an die Rockmusik heranzuführen, um sie zu ermuntern, diese Art von Freizeitbeschäftigung zu wählen. Ganz im Gegenteil. Während man etwa die Sportvereine und die traditionellen Kulturvereine (Musikkapellen, Chöre, Schützenkompanien) mit Milliardensummen fördert, bleiben für diese Art von Musik und Lebensstil nur mehr Brosamen. Im Jahr 2007 hat das Kulturamt des Landes xxxx Millionen Euro an Kulturförderung ausgegeben. Genau xxxx Euro gingen an die Projekte für Rockmusik oder andere junge Musik.
Es soll eines meiner Anliegen sein, hier entgegenzusteuern. Etwas zu tun damit es besser wird. Ich kann und werde nichts versprechen. Außer, dass wir endlich weniger Franz Pahl und mehr Frank Zappa brauchen!

2. Auftritte

Am 17. August 2008 hat Paolo Crazy Carnevale im Bozner Batzenhäusel sein Buch „Spolpo Files” über diese fantastische Band hier, die seit über 25 Jahren Musik auf höchstem Nivea macht, vorgestellt. Die Vorstellung begann um 11 Uhr und war um 14 Uhr beendet. Natürlich spielte die Spolpo.
Kurz vor 14 Uhr kam an diesem Sonntag die Bozner Stadtpolizei. Die Spolpi spielten im Garten akustisch, aber einem der Anrainer war es zu laut und er verständigte die Polizei. Das Ergebnis: Die Spolpi erhielten eine Strafbescheid wegen Ruhestörung: 345 Euro. Hier wird deutlich welchen Stellenwert die Rockmusik in diesem Land hat. Ruhestörung. Oder haben sie schon jemals gehört, dass man eine Musikkapelle oder eine Marschmusik bestraft hätte, weil sie zu laut war. Um 14 Uhr an einem Sonntag!
Doch das ist noch nicht alles. Weil es sich vordergründig um eine Buchvorstellung handelt, hat man nicht daran gedacht, das ganze bei der SIAE (Societá Italiana degli Autori e Editori) anzumelden. Die Folgen: Die Polizei sieht das ganze als nicht genehmigte Veranstaltung. Der Lokalbesitz hat einen Strafprozess und eine Strafe von 8.000 Euro zu erwarten.
Wir sprechen hier von einer Buchvorstellung mit Rockmusik. Eine Kulturveranstaltung. Einer Veranstaltung, die von Menschen gemacht wird, die die Stadt und dieses Land beleben wollen. Aber die Gesetzgebung und die Bestimmungen kennen keine Gnade. Zahlen oder besser noch: Musik aus.

3. Konzerte

Bozen ist eine moderne Stadt. Man will sich als Europäische Kulturhauptstadt bewerben. HAHAAHAHAHA! Wie man mit der Rockkultur umgeht, ist eine Visitenkarten dafür. Vizebürgermeister und SVP-Obmann Elmar Pichler-Rolle hat maßgeblich an der Verordnung mitgearbeitet, die es in der Landeshauptstadt gibt. Demnach muss jeder Art von Live-Musik um 23 Uhr beendet sein. Sonst drohen für die Musiker saftige Strafen und für die Lokale Lizenzentzug.
Die Realität sieht damit wie folgt aus. Ein Lokal bietet ein Konzert an. Die Leute kommen so gegen 21 Uhr. Um 22 Uhr ist die Bude endlich voll. Und eine Stunde später muss Schluss sein. Sieht so ein normales Nachleben aus? Wissen Sie wie man sich als Musiker fühlt, wenn man genau dann Schluss machen muss, wenn die Leute endlich ein bisschen in Schwung kommen?
Das ist nicht Rock-Kulturförderung sondern Kultur-Verhinderung.

4. Auftrittmöglichkeiten

Es gibt für Musiker und Bands immer weniger Auftrittsmöglichkeiten in Südtirol. Das ist eine direkte Folge dieser Nicht-Kulturpolitik. Die Gründe dafür sind die bürokratischen Hürden und die polizeilichen Schwierigkeiten die Wirte in Kauf nehmen müssen. Ich getraue mich zu sagen, dass es keinen Gastwirt in Südtirol gibt, der mit Live-Musik auch nur eine Cent mehr verdient. Ganz im Gegenteil. Die Lokale, die Live-Musik anbieten, tun es fast ausschließlich, wie sie Fans sind, weil den Wirten die Musik gefällt, weil sie ihren Beitrag zur Kultur dieses Landes leisten wollen. Und Sie werden dafür nicht gefördert, sondern bestraft.

5. Probelokale

Das Land baut großzügig: Kulturhäuser, Feuerwehrhallen, Probelokale für Musikkapellen, Musikschulen sprießen überall im Land aus dem Boden. Ausgestattet meistens fast noch besser als anderswo Konservatorien. Das ist schön und gut so.
Aber für die Rockmusik. Dort gibt es nichts. Nur ganz wenige Südtiroler Gemeinden haben ein paar Räume gemacht, die sie den Bands für eine kleine Miete als Probelokale zur Verfügung stellen. Wer Musik gemacht hat oder macht, weiß wie schwer es für eine Band ist einen Raum zu finden, wo man proben und üben kann. Es wäre doch ein leichtes in alle diesen kommunalen Prunkbauten irgendwo in einem Keller zu finden, in dem man einige Probelokale schafft. Die man dann zu einem fairen Preis an junge Musiker und Bands vermietet.
Aber daran denkt in der Politik anscheinend niemand.

6. Jugendszene

Es gibt eine klare Regeln in diesem Land: Die jungen Leute sollen unsichtbar sein. Auf keinen Fall aber dürfen sie stören. Beispiel Kapuzinergasse in Bozen. Dort hat sich in den letzten Jahren um zwei, drei Lokale herum eine spontane Jugendszene entwickelt. Die jungen Leute trafen sich nachts auf der Straße. Es ging nicht immer nach allen Regeln des strengen Gesetzes zu, aber das tut es auch bei einem Zeltfest nicht. Die Reaktion: Die Bozner Stadtpolitik und die Polizei hat mit harter Hand durchgegriffen, die Lokale bestraft und die jungen Menschen vertrieben. Die Folge davon: Die Jungen sind weiter gezogen und treffen sich jetzt im Stadtzentrum am Obstplatz. Und jetzt erst recht hat man ein Problem.
Lassen sie mich aus dem Internetblog des SVP-Obmannes und Bozner Vizebürgermeisters Elmar Pichler-Rolle zitieren. Eintrag vom 23. September: „Am Nachmittag habe ich Wirte angehört, die sich nicht an die Sperrstunde gehalten haben oder in ihren Lokalen zu laute Musik gespielt haben. Die erzählen immer originelle Stories. Man möchte meinen, sie seien echte Pechvögel. Die Bilanz meines Aktionsplanes kann sich sehen lassen. Wir kriegen jene, die sich an nichts gehalten haben, sicher in den Griff. Nur mit den Kids, die von der Kapuzinergasse zum Obstmarkt gezogen sind, haben wir nun echt Probleme.”
Wetten. Demnächst wird man die „Kids” polizeilich auch vom Obstmarkt vertreuebm. Es gibt überall auf der Welt in den Städten so genannte Vergnügungsviertel. Eine Straße oder Straßenzüge wo besonders viele Lokale sind und das Nachtleben floriert. Natürlich abgegrenzte Bezirke, wo die Nachtruhe nicht so wichtig ist, sondern ganz bewusst auch über die Stränge gehaut werden kann. In Bozen und Südtirol ist das anders.
Dort werden die jungen Leute, wie beim Almabtrieb einfach vertrieben, von einem Platz zum anderen. Repression, Bestrafung. Irgendwann werden sie schon mürbe werden und Ruhe geben.

Nein, das ist keine Politik. Wer arbeitet, wer studiert und in die Schule geht, soll sich auch unterhalten können. Nicht nur in dem er mit den Jungenschützen marschiert, Ausflüge mit dem Edelweißpflückerverein macht oder dem Briefmarkensammlerverein angehört.

Für eine würdige Jugendkultur. Für Räume in den jungen Menschen ihre Musik und ihre Kultur leben können. Für mehr Rock in der Politik

Rockmusik ist Kultur. Und sie muss gefördert nicht verhindert werden.

michil costa