Pro: Landesrat Florian Mussner

Mit Juli 2010 soll auf dem Sella-Joch und dem Grödner Joch eine Maut eingeführt werden, und bereits am 18. Juli 2009 werde die Umfahrungsstraße in St. Christina ihrer Bestimmung übergeben. Mit diesen Ankündigungen zur Lösung der Verkehrsproblematik in den Dolomiten hatte Landesrat Florian Mussner im Laufe dieser Woche aufhorchen lassen.
Dass dieser „Wegzoll“ jedoch reine Abzocke sei, wie etwa Michil Costa (siehe Contra) kritisiert, dagegen verwehrt sich Mussner entschieden: „Eine Geldmaschinerie ist die angedachte Passmaut sicher nicht. Die vorgelegten Studien haben vielmehr eindeutig aufgezeigt, dass eine solche Maut zu einer wesentlichen Verkehrsreduzierung führen wird. Auch weil in unseren Bergen parallel dazu viele weiter Alternativen geschaffen wurden. Wer will, kann heute auch mit dem Bus auf unsere Pässe fahren – das ist die Realität.“ Dass die Kritik aus dem Lager der Grünen kommt, überrascht den Landesrat hingegen wenig: „Das ist doch eine alte Geschichte, obwohl die Grünen früher sogar einmal dafür waren.“

Maut als Teil einer Reihe von Maßnahmen, um wieder Ruhe und Ordnung zu schaffen

Den Vorwurf Costas, mit der Einführung einer Maut auf den Dolomitenpässen zudem eine „Attraktion“ zu machen, will Mussner ebenso nicht gelten lassen: „Die Einführung dieser Passmaut ist Teil eines Maßnahmenpakets, um unsere Touristiker für die Schönheit der Natur zu sensibilisieren.“ Deshalb wäre es für den Landesrat wünschenswert, wenn auch die Nachbarprovinzen Belluno und Trient auf ihren Dolomitenpässen künftig einen ähnlichen Weg einschlagen würden.
„Dass unsere Gäste zumindest symbolisch mittels eines kleinen finanziellen Beitrages zur Erhaltung der Umwelt beitrage, ist durchaus legitim“, ist sich Mussner sicher. Und nicht zuletzt verweist der überzeugte Bergfreund hierbei auf die vielen Motorrad-Ausflügler und den damit verbundenen Lärm: „Wollen wir wieder Ruhe und Ordnung auf unseren Pässen, braucht es die Maut.“

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Contra: Michil Costa, Hotelier & Politiker

Die angedachte Passmaut ist natürlich super, wenn man ganz schnell viel Geld damit verdienen will. Doch wenn jemand meint, damit könne man die Verkehrsproblematik in den Griff kriegen, dann ist das die katastrophalste Lösung überhaupt“, spricht sich der Grünen-Politiker Michil Costa ganz überraschend gegen die Einführung eines Wegzolls auf den Dolomitenpässen aus. Dagegen spreche, so der hauptberufliche Hotelier: „Eine derartige Maut macht die Passfahrt indirekt zu einer Attraktion – und damit zu etwas, das sich manche Autofahrer dann als Luxus im Urlaub leisten wollen.“
Außerdem, da ist sich Costa sicher: „Weniger Verkehr gibt es deswegen bestimmt nicht – ja, sicherlich wird es dadurch sogar noch mehr. Einzig, dass das Land damit Geld verdient, ist unbestritten. Insofern ist die Passmaut eine reine Geldmacherei undkomplett am Ziel vorbeigeschossen.“

Alternative: Eine komplette Reduzierung des Verkehrs in den Bergen.

Der einzige sinnvolle Weg sei die Verkehrsreduzierung, indem manche Pässe nicht für die einheimischen Pendler, aber zumindest für den „überflüssigen Verkehr“ zeitweise komplett geschlossen werden, ist der ladinische Grünen-Vertreter überzeugt: „Nur so werden wir die vielen Fahrzeuge und die damit verbundene akustische Verschmutzung von der Straße bekommen.“ Und er nennt dazu auch eine bedenkliche statistische „Hausnummer“: „Umfragen unter Touristen haben ergeben, dass etwa 85 Prozent jener Menschen, die über unsere Pässe fahren, nicht in unseren Tälern übernachten.“
Auch als Anrainer am Campolongo-Pass könne er das Tag für Tag beobachten, so Costa weiter. Und auf die Frage nach einem konkreten Gegenvorschlag, antwortet er Folgendes: „Es könnte doch so einfach sein. Richten wir doch endlich effektive Shuttledienste auf unsere Pässe ein – am umweltfreundlichsten mit Elektrobussen. Aber statt dessen diskutieren wir hier viel lieber jahrelang darüber, ob Maut Ja oder Nein.

Zett, 10. April 2009