Die Mönche wissen es seit Jahrhunderten, und selbst der Volksmund hat dafür eine Formel gefunden: Schweigen ist Gold. Was aber, wenn sich das verordnete Schweigen über das geordnete Leben hinter den Klostermauern hinausbewegt? Ins Hotel zum Beispiel.
Michil und JoeCorvara (ki) – Michil Costa wollte es gestern wissen. Der schillernde Hotelier lud zu einem „day of silence“, einem Tag des Schweigens in sein „La Perla“.
An die 130 Gäste ließen es sich nicht entgehen zu erfahren, ob ein Hotelbetrieb knapp 24 Stunden ohne Worte funktionieren kann. Was schon dem einzelnen Besucher ein Höchstmaß an Disziplin abverlangte, steigerte sich im Wirken des Personals zu einer logistischen Meisterleistung. Dutzende Sitzungen im Vorfeld waren nötig, um das Unmögliche möglich zu machen.
Vor allem die Verköstigung der Gäste beim Abendessen war ohne die grundlegenden mündlichen Basisinformationen am Tisch (Menüwahl, Weinbestellung) und in der Köche nicht ganz einfach zu handhaben.
Aber es gelang (mit Hilfe von Schreibblock und Bleistift). Das außergewöhnliche Experiment war sogar nationalen Medien wie dem Corriere della Sera und dem Il Sole 24 Ore einen Vorabbericht wert.
Hinter dem scheinbaren Gag steckt eine Art Philosophie. „Die Worte zum Verstummen zu bringen lässt den Geist sprechen. Den Geist zum Verstummen zu bringen lässt das Herz sprechen“, heißt es in der Einladung. Costa praktiziert schon seit knapp fünf Jahren zusammen mit seiner Lebensgefährtin Giovanna Pedrollo jeweils montags einen wortfreien Tag. „Danach fühle ich mich immer voller Energie“, erzählt der eigenwillige Touristiker. Belehren wolle man mit diesem Schweigetag jedoch niemanden. Das ganze Experiment habe durchaus auch eine heitere Seite, so wie das Leben eben auch.

Z am Sonntag, 20. September 2009