Bis Mitte September darf auf dem Weg zur Antersasc-Alm im Naturpark Puez Geisler kein Stein mehr umgedreht werden.

Mit einer Dringlichkeitsverfügung hat das Verwaltungsgericht die Arbeiten vorerst ausgesetzt.

Damit hat das Gericht dem Rekurs des World Wildlife Fund (WWF) gegen das Land, die Gemeinde Abtei und die Gemeinde St. Martin in Thurn sowie gegen die Nachbarschaft Pescoll mittels Präsidialverfügung stattgegeben.

Laut Verfügung von Präsidentin Margit Falk Ebner bestünde Dringlichkeit um die Arbeiten zu stoppen.

Die endgültige Entscheidung des Senates über die Aussetzung ist auf den 14. September festgesetzt.

„Bis dahin darf auf alle Fälle nicht mehr weitergebaut werden. Wir hoffen, dass die Arbeiten ausgesetzt bleiben“, sagte Rechtsanwalt Klaus Tarfusser, der den WWF zusammen mit seinem Kollegen Arthur Frei vertritt.

De facto ruhen die Arbeiten allerdings schon seit Anfang August. Bisher wurde nur der erste Teil des Weges bis zum „Plan de Locia“ fertiggestellt.

Der Bau der Almstraße auf die Antersasc-Alm war Anfang August in den Fokus der Öffentlichkeit geraten.

Befürworter sehen in der Straße die einzige Möglichkeit zur Erhaltung und Pflege der Alm und zur Bewirtschaftung des Waldes.

Die Gegner befürchten die Zerstörung des sensiblen Gebietes. Umweltschützer hatten einen Protestmarsch organisiert, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Der Südtiroler Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat die UNESCO-Kommission in Rom informiert, und der WWF zog vors Verwaltungsgericht.

Nachdem die zweite Landschaftsschutzkommission zum Bau Nein gesagt hatte, wurde Beschwerde bei der Landesregierung einreicht, aber nicht vom Antragssteller – dem zuständigen Forstinspektorat – sondern von der Nachbarschaft Pescoll als Eigentümerin des Waldbereiches.
Die Nachbarschaft sei damit gar nicht klagebefugt gewesen, argumentierten die Einbringer des Rekurses.

Teilweise abweichend vom Gutachten des Sachverständigen Alessandro Melchiori habe die Landesregierung den Traktorweg im oberen Bereich der Alm genehmigt – völlig rechtswidrig, da die Landesregierung dabei nicht einmal ansatzweise den Versuch einer nachvollziehbaren Begründung unternommen habe.

Es handle sich um ein landwirtschaftlich wertvolles Natura-2000-Gebiet, das zum UNESCO-Weltnaturerbe gehöre und das besondere Bedeutung für störungsempfindliche Tierarten habe.

Schließlich beanstanden die Rekurssteller auch eine fehlende Wirtschaftlichkeitsberechnung und die Missachtung der Bestimmungen über die archäologische Unterschutzstellung des Gebietes.

Auch Landesrat Michl Laimer glaubt nach einem gestrigen Lokalaugenschein, dass ein zu breiter Ausbau des oberen, steilen Wegabschnittes ein „schwerer Eingriff“ wäre.

Er ist für einen Kompromiss: „Man könnte den Weg nur etwas verbreitern, dass er mit Quads bis zur Alm befahrbar ist. Die Renovierungsarbeiten auf der Hütte könnten auch in einer Einmal-Aktion mit dem Hubschrauber durchgeführt werden“, so Laimer.

 Südtirol online, 24. August 2010